22.02.2023

Engel zeigt Spritzgussbecher aus recyceltem PET mit digitalen Produktpässen

ENGEL hat einen neuen Fertigungsprozess für Spritzgussbecher entwickelt, der einen Quantensprung für die Verpackungsindustrie darstellt. Der österreichische Spritzgießmaschinenbauer verarbeitet recyceltes Material (rPET) in nur einem Prozessschritt direkt im Spritzguss. Für das Verfahren kommt eine ENGEL e-speed Spritzgießmaschine mit einem neu entwickelten und extrem leistungsstarken Spritzaggregat zum Einsatz.

Das recycelte Monomaterial-Produkt ist gleichzeitig wieder voll-recyclingfähig. Um dieses Potenzial zu nutzen, hat Engel den Becher zusätzlich mit einem digitalen Produktpass von R-Cycle ausgestattet. Dieser speichert alle recycling-relevanten Information, wie die Kunststoffsorte, Druckfarben und andere Additive. Der Produktpass ist über spezielle Markierungen - sogenannte digitale Wasserzeichen - auf dem Becher abrufbar, um im Sortier- und Recycling-Prozess Recyclingströme digital rückverfolgbar zu machen und die Wertstoffe möglichst lange in einem geschlossenen Recyclingkreislauf zu halten.

Mit einer Wandstärke von 0,32 mm stehen die transparenten 125-ml-Rundbehälter dabei stellvertretend für eine ganze Reihe von Verpackungen, insbesondere im Lebensmittelbereich. Dank integriertem Inmould-Labeling (IML) verlassen die Container abfüllfertig die Produktionszelle. Das Besondere dieser Anwendung steckt im Material. Die Dünnwandbehälter werden in nur einem Verarbeitungsschritt direkt aus rPET produziert. Bislang konnte PET im Spritzguss nur zu dickwandigen Teilen, wie Flaschen-Preforms verarbeitet werden. Die endgültige Verpackungsform wurde in einem zweiten Prozessschritt – zum Beispiel durch Blasformen – erzielt.

ENGEL e-speed Spritzgießmaschine.

Bild: ENGEL

Bottle-to-Cup und Cup-to-Bottle als Ziel

Bis 2025 sollen gemäß European Plastics Pact alle Kunststoffverpackungen 30 Prozent Recyclinganteil enthalten und zu 100 Prozent recyclingfähig sein. Typische Materialien zur Verpackung von Lebensmitteln in Dünnwandbehältern sind Polyolefine oder Polystyrol. Mit diesen Werkstoffen werden nach Experteneinschätzung die genannten Ziele nicht erreichbar sein. Zudem fehlen für die Recyclingströme die positiven Bewertungen der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA. rPET bietet hier einen Ausweg, um Strafzahlungen und Sondersteuern zu umgehen. Trotz des momentan hohen Preises für PET wird dieser Werkstoff damit zur wirtschaftlichen Alternative. Die EFSA hat zahlreiche Recyclingverfahren für PET freigegeben, womit das Material in Europa verfügbar ist.

PET bietet den Vorteil, dass es bereits einen geschlossenen Recyclingkreislauf gibt. PET ist bislang der einzige Verpackungskunststoff, der als Recyclingmaterial im industriellen Maßstab wieder zu Lebensmittelverpackungen verarbeitet werden kann. Mit der Innovation bereitet ENGEL den Weg, dass außer Flaschen weitere Verpackungsprodukte nicht länger downgecycelt werden müssen, sondern tatsächlich re- oder sogar upgecyclelt werden können. Das Einsatzspektrum von PET und rPET würde dadurch deutlich erweitert. Neben dem Bottle-to-Bottle-Kreislauf ist somit auch die Etablierung eines Bottle-to-Cup- oder sogar Cup-to-Bottle-Recyclings denkbar.

„Abseits des geschlossenen Kreislaufs über die Pfandrücknahme von normierten PET-Flaschen, ist der Aufbau von hochqualitativen Recyclingströmen eine Herausforderung. Verpackungen, die über den Haushaltsmüll entsorgt werden, können in der Abfallsortierung nicht ausreichend exakt identifiziert werden, um sortenrein recycelt zu werden. Digitale Produktpässe liefern die notwendigen Informationen, um Produkte nach ihrer Verwendung zielgerichtet zu recyceln."
Klaus Fellner, Teamleiter Circular Economy von ENGEL

R-Cycle stellt eine interoperable Dateninfrastruktur für den Betrieb von digitalen Produktpässen bereit, mit der Produzenten Daten effizient und automatisiert Daten erfassen, und anschließend in einem offenen Standardformat mit dem Produkt verknüpfen. Das System basiert dabei auf globalen GS1-Standards und wurde in Zusammenarbeit mit weltweit führenden Branchenexperten aus der gesamten Verpackungswertschöpfungskette entwickelt.

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